Alle die die c’t lesen, wird das E-Commerce-Projekt Online City Wuppertal wahrscheinlich schon was sagen, in Ausgabe 16 vom 11.7.2015 gibt es nämlich einen Artikel darüber. Da ich das Projekt so spannend finde, möchte ich es für alle Nicht-c’t-Leser nachfolgend noch einmal kurz vorstellen und meine Meinung bzw. Gedanken zu diesem Online-Offline-Ansatz euch mitteilen. Los geht’s.
Leben wir bald in einer Welt in der durch die einstigen belebten Einkaufsstraßen bald nur noch Sand und Staub weht? Diese Schreckensszenarien findet man immer wieder in der Presse, wenn mal wieder das Thema Online-Handel abgefertigt wird. Und sind wir einmal ehrlich, so unwahrscheinlich ist das Szenario gar nicht, immerhin bietet der Online-Handel vieles, was der „Straßenverkauf“ eben nicht hat. 24/7 geöffnet, ein riesiges Sortiment und meist sehr günstige Preise. Auf der anderen Seite lockt der Einzelhandel mit persönlicher Beratung bzw. überhaupt menschlicher Kontakt, was nicht zu vernachlässigen ist. Wie dem auch sei, Fakt ist, der Online-Handel nimmt stark zu und der lokale Handel muss definitiv endlich mal aus den Puschen kommen, damit am Ende wirklich nicht die Türen für immer geschlossen werden müssen. Ein sehr interessanter Ansatz ist hier die Online City Wuppertal (OCW).
Die Online City Wuppertal ist ein Online-Portal, auf dem sich eine Vielzahl von lokalen Einzelhändlern von Wuppertal zusammengetan haben. Kernelement ist dabei der lokale Online-Marktplatz Atalanda, auf dem die Händler ihre Waren zum Verkauf anbieten. Es ist ein Online-Shop wie Amazon, nur das hier die Produkte direkt von den Einzelhändlern aus Wuppertal kommen. Wer bis 17 Uhr bestellt, der bekommt seine Bestellung noch am gleichen Tag, sofern man sich im gleichen Stadtgebiet wie der Händler befindet. Natürlich kann man auch Online bestellen und das Produkt direkt lokal abholen.
Die lokalen Händler können ihre Warenwirtschaftssystem entweder direkt an die Online-Plattform anschließen oder müssen, sofern ein Warenwirtschaftssystem noch nicht vorhanden ist, alles per Hand eintragen und pflegen. Für sie entfällt aber dennoch erst einmal die große Hürde des ersten Schrittes in den Online-Bereich, da die Plattform ja schon steht und auch technisch betreut wird.
Das Projekt findet man zum Anschauen unter: https://atalanda.com/wuppertal/ und ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber beim ersten Aufruf der Seite war ich dann doch sehr enttäuscht. Es wird einem gar nicht wirklich klar, dass man gerade auf einen „Online-Shop“ gelandet ist. Die Startseite wirkt für mich doch sehr abschreckend und macht nicht wirklich Lust weiter zu stöbern und schon gar keine Lust dort etwas online zu bestellen. Meiner Meinung nach werden die Händler viel zu stark in den Fokus gerückt, der Verkauf rückt völlig in den Hintergrund. Da überrascht es mich dann auch nicht, dass in den ersten sechs Monaten laut dem OCW-Projektleiter bisher nur 79 Bestellungen im gesamten Wuppertal Atalanda-Shop generiert wurde (Quelle. locationinsider.de). Man muss sich nur einmal die lieblosen Produktseiten anschauen, ganz zu schweigen von der verwirrenden Navigationsleiste am Anfang der Seite. Die ganze Realisierung des vielversprechenden Konzepts wirkt dann doch irgendwie ohne Hand und Fuß. Schade, einfach nur schade!
Meiner Meinung nach verschenkt die Online City Wuppertal viel Potential und ich habe so das Gefühl, dass man das Medium Internet immer noch nicht verstanden hat oder auch nicht verstehe will. Vielleicht hat der ein oder andere Händler auch Angst vor Kannibalisierungseffekte, mit so einer halbgaren Präsentation wird man aber wohl nur die wenigstens Kunden für sich gewinnen können.
Wie findet ihr die Online City Wuppertal? Kennt ihr ähnliche Ansätze? Generell denke ich, dass hier eigentlich noch großes Potential in dieser Richtung besteht, wo man auch als Startup einen interessanten Markt vor sich hat. Die Verschmelzung von Offline und Online könnte die Zukunft sein und die Vorteile von beiden Welten kombinieren. Warum gibt es bisher keine wirklich erfolgreichen Ansätze? Oder sind die einfach bisher noch nicht zu mir durchgedrungen? Zwar nennt der c’t Artikel noch die Startups Locafox, Hierbeidir, Koomio und Productmate, die sagen mir aber ehrlich gesagt alles nichts. Wie sieht es bei dir aus? Ich freue mich auf deine Meinung zu diesem wirklich wichtigen und interessanten Thema.
Da gebe ich dir vollkommen recht. Ich finde die Idee ansich echt super. Aber von der Umsetzung hätte ich mir auch mehr versprochen.
Das Interessanteste dürfte meiner Meinung nach eigentlich die Suchfunktion sein.
Denn: Hier können die Geschäftsinhaber aus der Innenstadt Wuppertals sehen, was am meisten gesucht wird.
Ich habe einmal testweise Fenchel, Kohlrabi und andere Frischeprodukte eingegeben. Es kamen zwar Artikel mit Bestandteilen von Fechel und Kohlrabi wie z. B. Fenchelschnaps usw.
Aber was nicht kam war ein einziges Angebot, bei dem ich mir frischen Fenchel und frischen Kohlrabi in den Warenkorb legen und liefern lassen konnte.
Dann hab ich Apfel getestet, da kam alles Mögliche, aber kein Apfel.
Fazit: Es fehlt in der Innenstadt von Wuppertal entweder an einem Geschäft mit frischem Gemüse und Obst oder es wäre ein tolle Marktnische für einen Anbieter, wenn er auf der Plattform sowas anbieten würde.
Gesetzt den Fall natürlich, daß das auch häufig gesucht würde (Obst und Gemüse).
Auch, wenn man ganz allgemein Obst eingibt, kommt kein Obst, nur Obstprokte wie Obstsäfte usw.
Gibt man Schweiz ein, kommt übrigens tatsächlich Schweizer Schoggi und Schnaps usw.
Ist die Frage, ob die Händler Zugriff auf die Statistik nehmen und sie sie auswerten. Oder die Internetagentur, die dieses Portal betreut. Ob diese den Händler wenigstens sagt: Hey, das wird oft gesucht, das wollen Leute in der Innenstadt von Wuppertal bestellen und geliefert bekommen.
Der Ansatz, für eine Innenstadt oder eine Agglomeration ein gemeinsames Portal zu machen ist jedenfalls gut.
Optisch fehlt der lokale Bezug. Ein Hintergrundbild von der Altstadt (es wird ja eine geben in Wuppertal?) oder Ähnliches wäre schön.